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Exklusiv-Interview Dominik Bittner: Eishockey-Nationalmannschaft, Ziele Grizzlys Wolfsburg und Bits off ice

Im ausführlichen Interview haben wir mit Grizzlys Wolfsburg Star Dominik Bittner über die neuen DEB-Bundestrainer Harold Kreis und Alexander Sulzer, seine Ziele und seine Rolle bei den Grizzlys Wolfsburg, die U23 Regel und sein Leben off ice gesprochen. Dominic Bittner spricht offen und ausführlich über all das und noch viel mehr in diesem Exklusiv-Interview für unseren STIX Marketing Blog: 

Dominic Bitter im Exklusiv-Interview mit STIX Marketing

STIX: Wir müssen mit einer brandaktuellen Nachricht vom DEB starten: Harold Kreis ist Bundestrainer. Wie findest Du diese Lösung für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft und was zeichnet den Nachfolger von Toni Söderholm als Trainer aus? 

Dominik Bittner: Die Lösung Harry Kreis / Alex Sulzer finde ich persönlich als eine sehr gute Nachfolge von Toni Söderholm. Harry ist seit Jahrzenten in der DEL aktiv und kennt alle Spieler und hat sehr viele davon schon auf Vereinsebene trainiert. Auch international , in der Schweizer Liga, konnte er schon Erfolge feiern. Ich glaube, Harry ist heiß darauf, der Nation etwas zurückzugeben. 

Mit Sulzi wird das Trainergespann durch einen jungen, innovativen Trainer ergänzt, der als Spieler natürlich eine herausragende Karriere hatte und genauso, wie Harry, ein guter Kommunikator ist. Was Harry auszeichnet, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt auf Eishockey-Ebene gar nicht sagen, da es 12 Jahre her ist, als ich zuletzt unter ihm gespielt habe und er sich bestimmt in vielen Bereichen weiterentwickelt hat. 

Aber menschlich kann ich sagen, dass es nicht so oft vorkommt, von einem ehemaligen Trainer, selbst nach so langer Zeit, jedes Jahr eine Nachricht zum Geburtstag zu bekommen. Das ist schon überragend!

STIX: Für die Nationalmannschaft steht die Eishockey-WM 2023 im Mai an. Was kann das DEB-Team mit Bundestrainer Harold Kreis beim Turnier erreichen? 

Dominik Bittner: Für die Eishockey WM gilt es bestimmt, dass der ganze Verband , mit neuen Trainern , dem Staff und allen Spielern, sich schnellstmöglich finden zu können und die Identität zu verinnerlichen. Die Endrunde sollte wieder das Ziel sein und dann kann alles möglich sein. Dies wird sicher keine leichte Aufgabe. 

STIX: Deine Leistungen in der DEL-Saison 2022/23 sprechen ja mal wieder für sich. Du bist eine tragende Säule im Team der Grizzlys Wolfsburg und sammelst als Verteidiger dazu wieder fleißig Tore und Assists. Wie siehst Du selbst Deine Performance und was sagt Dein Trainer Mike Stewart? 

Dominik Bittner: Dazu erstmal Dankeschön. Meine Rolle in dieser Saison ist etwas verändert als in der Jahren zuvor. Ich spiele vorwiegend mit dem jungen Philip Maas und versuche mein Wissen an ihn weiterzugeben und ihn bestmöglich zu führen. Er ist in seinem letzten U23 Jahr und soll eine Zukunft in der DEL haben. 

Dazu muss er, wenn er nicht mehr unter diese Regel fällt, konstant zu den Top 6 Verteidigern zählen. Er ist auf einem guten Weg und ich versuche ihm taktisch und moralisch beizustehen. Ansonsten hat sich für mich nichts verändert , spiele viel Unterzahl, gelegentlich Überzahl und auch bei empty net Situationen auf beiden Seiten. Das gibt mir natürlich Selbstvertrauen, welches ich mit Leistung zurückzahlen möchte.

STIX: Mit den Grizzlys Wolfsburg geht es auf der Zielgeraden der DEL-Hauptrunde um den direkten Einzug in die Playoffs – auch die Pre-Playoffs könnten diese Saison drohen. Ist die Liga dieses Jahr stärker oder sind die Grizzlys schwächer? 

Dominik Bittner: Wir kämpfen natürlich auf der Zielgeraden, wie so viele andere Teams, um den direkten Einzug in die Playoffs. Ich würde weder sagen, dass die Liga stärker geworden ist, noch die Grizzlys schwächer. Eine Saison hängt ja immer von vielen Faktoren ab. 

Bei uns kamen des Öfteren einfach viele Dinge zusammen. Es gab eine Zeit von circa sechs Wochen, in der wir maximal fünf Verteidiger zur Verfügung hatten, aber lange Zeit sogar nur drei plus Fabio Pfohl als Aushilfe. In die Zeit fielen auch die zwei Spiele im CHL Achtelfinale gegen Lulea , das wir nur ganz knapp verloren haben. 

Allgemein haben wir durch CHL acht Spiele mehr in diesem eh schon so engen Zeitplan, wie viele andere Mannschaften. Durch Verletzungen und Krankheitswellen konnten wir das des Öfteren leider nicht kompensieren. Aktuell haben wir ein volles Line-Up – und die letzten Spiele zeigen, in welche Richtung Grizzlys Hockey gehen soll.

STIX: Jeder weiß, dass in den Playoffs alles möglich ist. Aber warum ist das eigentlich so? Was passiert in K.O.-Spielen mit Dir als Spieler mental und was entsteht da innerhalb einer Mannschaft? 

Dominik Bittner: Die Playoffs sind natürlich immer etwas ganz Besonderes und es ist alles möglich in den Playoffs. Es gilt natürlich auf der Zielgeraden der Hauptrunde sein Spiel als Mannschaft zu finden und festigen und nicht erst zu versuchen, den berühmten Schalter umzulegen, wenn es schon zu spät ist. 

Es gibt die verschiedensten Philosophen. Teams, die das ganze Jahr enorm hart trainiert haben, können auf einmal davon profitieren, wenn das Training etwas zurück geschraubt wird. Teams, die immer auf den Faktor Freshness setzen, können eventuell von vollem Lineup, mentaler Frische und Selbstbewusstsein zehren. Teams, die enorm eng als Gruppe sind und um jeden Zentimeter kämpfen, können oft überraschen. Das macht die Playoffs aus und dafür lieben wir unseren Sport.

STIX: Was machst Du kurz vor einem Spiel? Hast Du bestimmte Abläufe und Routinen?

Dominik Bittner: Ich lege mich vor jedem Spiel hin für einen kleinen Mittagsschlaf. Danach fahre ich recht früh an die Halle, um in aller Ruhe meine Schläger vorzubereiten und meine Ausrüstung nochmal zu checken. Beim anziehen starte ich immer mit dem linken Teil. Wenn man bei Auswärtsfahrten aber mal kurz vor knapp ankommt, und ich die Routine nicht durchziehen kann , ist das aber nicht weiter schlimm.

STIX: Kannst Du Dich noch an Deine erste Nationalmannschaft-Nominierung erinnern und war das schon immer ein Ziel für Dich? 

Dominik Bittner: Tatsächlich kann ich mich noch sehr gut daran erinnern. Das war in meinem ersten DEL Jahr , als ich für Mannheim gespielt habe und Harry Kreis dort mein Trainer war. Zum damaligen Zeitpunkt war Pat Cortina Trainer beim DEB und ich durfte meine ersten beiden Länderspiele gegen Weißrussland machen.

STIX: Bei den Grizzlys Wolfsburg fehlt diese Saison erstmals nach Jahrzehnten Sebastian Furchner als Leistungsträger und Identifikationsfigur. Er hat seine Karriere beendet. Hat das die Mannschaft verändert und hast Du Kontakt zu Sebastian Furchner? Was treibt er so? 

Dominik Bittner: Furchis Karriereende hat das Innenleben der Mannschaft natürlich verändert. Er war jahrelang der Anführer. Wir haben aber einen guten Kern und Jungs, die das Ganze auffangen konnten. Furchi ist ja immer noch dabei, als Teammanager. Das freut mich natürlich enorm, dass ein so verdienter Spieler weiterhin in den Verein eingebunden wird.

STIX: Nicht nur für Sebastian Furchner war das Jahr 2022 ein ganz Besonderes. Auch für Dich. Du hast geheiratet, Du bist Papa geworden, Du warst bei Olympischen Winterspielen dabei.  Ist 2022 eigentlich für Dich noch zu toppen? 

Dominik Bittner: Das Jahr 2022 war logischerweise etwas ganz besonderes und das werde ich für immer in Erinnerung halten. 2023 steht aber die Geburt unserer Tochter an und das wird das ganze mit Sicherheit noch toppen.

STIX: Wie war es bei der  Olympiade in Peking dabei zu sein und in welcher Disziplin könntest Du noch antreten?

Dominik Bittner: Deutschland bei einer Olympiade vertreten zu dürfen war die Erfüllung einer meiner sportlichen Träume. Es hat einen schon ziemlich ehrfürchtig gemacht unter den Ringen einzulaufen und sich der Bedeutung und Geschichte nochmals bewusst zu werden. Ein Gänsehaut-Moment. 

Antreten könnte ich, glaube ich, in keiner Disziplin mehr. Aber am wenigsten schlecht anstellen würde ich mich, glaube ich, beim Ski, da ich im Nachwuchs früher selbst Rennen gefahren bin. Mit voller Überzeugung kann ich aber sagen, dass ich niemals beim Skispringen oder Rodeln antreten würde (lacht). 

STIX: Du bist ein gestandener DEL-Profi und im Kreis der Eishockey-Nationalmannschaft. Das war ja bei dir nicht immer absehbar, Deine Karriere ist verhältnismäßig spät so richtig gestartet. Was kannst Du jungen Eishockeyspielern mit auf den Weg geben? 

Dominik Bittner: Jungen Spielern möchte ich auf den Weg geben, dass sich harte und ehrliche Arbeit auf Dauer immer auszahlen wird. Dazu zählt nicht nur die Arbeit auf dem Eis, sondern auch daneben. Wirst du stärker, schneller, ausdauernder. Arbeitest du an deiner mentalen Stärke. Arbeitest du deinen Wechsel im Video auf. Arbeitest du an deiner Persönlichkeit und daran, ein Gewinner-Typ zu sein, den man gerne in der Mannschaft hat. Wenn du das alles richtig machst, wird es irgendwann jemanden geben, der dir eine Chance gibt.

STIX: Die Förderung junger Talente ist das Stichwort. Die Spielvereinigung Eishockey hat jüngst einen Report zur U23-Regel in der DEL veröffentlicht. Wie stehst Du zur U23-Regel und hast Du die Arbeit der SVE dazu verfolgt? 

Dominik Bittner: Die U23 Regel ist ein ganz schwieriges Thema, denn sie ist offensichtlich aus einer guten und wichtigen Intention entstanden und bis dato auch ein paar positive Effekte hatte. Ich finde es wichtig und dringend notwendig, aber auch die Schwachstellen der Regel aufzuzeigen, wie es die SVE gemacht hat, um eine Diskussion zur Verbesserung anzuregen. 

In den vergangenen Jahren musste ich persönlich des Öfteren als Kummerkasten für genau diese U23 Spieler fungieren. Es stellt sich auch die Frage, ob noch genügend Platz da ist für Spätentwickler. Beispiele Karachun, Schmölz und ich selbst sind erst im späteren Alter Thema für die Nationalmannschaft geworden.

Wenn ich die letzte Frage mit der jetzigen Frage kombinieren könnte, dann würde ich auch dazu raten, mir ganz genau zu überlegen den Schritt in die DEL früh zu wagen. Und dann eventuell nur aufgrund der Regel im Line-Up zu sein, aber mich aufgrund mangelnder Eiszeit nicht weiterentwickeln kann. Oder ob ich eine große Rolle in der Oberliga oder DEL2 anstrebe, mich stetig weiterentwickle und dann als gestandener Spieler in die DEL komme.

STIX: Im The Game Is Us Podcast der SVE  hast Du mal über das Thema Hockey Zen gesprochen. Kannst Du nochmal erklären, was das ist und wie da so der aktuelle Stand ist. Ist Dominic Bitter unter die Autoren gegangen? 

Dominik Bittner: Hockey Zen als Titel ist mir damals im Podcast so einfach durch den Kopf geschossen. Die Idee, ein Buch zu schreiben, existiert aber schon länger. Aufgrund der Hürden, die ich überwinden musste und die Wege, die ich eingeschlagen habe, glaube ich, etwas weitergeben zu können, was zukünftigen Spielern eventuell helfen könnte. Ein grobes Gerüst habe ich in meinem Kopf, aber konkret ist noch nichts geworden.

STIX: Hast Du Deine Triktonunmer 7 aufgrund deines Lieblingsspielers in deiner Kindheit, Mehmet Scholl, gewählt und schaust Du heutzutage noch Bundesliga?

Dominik Bittner: Als Kind war ich großer Fan vom FC Bayern und habe alle Spiele mit meinem Papa und Onkel geschaut. Oft auch noch im altehrwürdigen Olympiastadion. Mehmet Scholl war immer mein Lieblingsspieler. Bei meinem Heimatverein TSV Peissenberg hatte der spätere DEL Profi Marian Bazany seine erste Station in Deutschland. Auch er spielte mit der 7 und war ein Vorbild für mich.